Große Musik für flinke Hände

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Das Neue Orchester Kronberg mit der Harfinistin Jenny Ruppik bei den Proben für ihr Konzert, das sie am Wochenende in der Johanniskirche gaben - Foto: Grün

Kronberg (cg) - Wer an einem Samstag um sechs Uhr am frühen Abend die Johanneskirche in Kronberg betritt, wird meistens mit Orgelmusik begrüßt, die ihre Zuhörer seit vielen Jahren auf diese musikalische Art ins Wochenende entlässt. Vergangene Woche saß Bernhard Zosel aber nicht auf der Orgelbank, sondern stand vielmehr am Dirigentenpult des Neuen Orchesters Kronberg, dessen künstlerischer Leiter er seit einiger Zeit ist.

Mit einem abwechslungsreichen, wie umfangreichen Programm, das seinen Schwerpunkt vor allem auf die Musik des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts legte - wenn man von dem frühen Mendelssohn absieht - hatten sich Zosel und sein Orchester anspruchsvolle Stücke vorgenommen. Ihnen zur Seite stand dabei eine herausragende Solistin, die Harfenistin Jenny Ruppik. Claude Debussys Danse sacree und Danse profane mit dem sensibel begleitenden Klangkörper des Orchesters gelang ihr dabei so brillant, dass das Publikum bereits zu diesem Zeitpunkt restlos begeistert applaudierte. Das folgende Impromptu von Gabriel Faure gab ihr genügend Raum, auch ihr solistisches Können zu zeigen. In den scheinbar endlosen Klangkaskaden verband sich Meditatives und Anregendes in kongenialer Kombination. Ruppiks Spiellust und die offensichtliche Freude der Zuhörer, veranlasste Zosel zu einer spontanen Programmerweiterung und einer Zugabe mitten im Konzert, und so erklang unter ihren flinken Händen ein Stück eines spanischen Komponisten.

Die Streicher-Sinfonie Nr. 80 c-moll des nur 15-jährigen Felix Mendelssohn Bartholdy bildete den Abschluss des Konzerts. In der als Schweizer Sinfonie bekannten Komposition verarbeitete er im Scherzo ein Schweizer Volkslied, welches auch der musikalische Laie sofort heraushören konnte. Trotz einiger Ungenauigkeiten bei den Einsätzen spielte das Neue Orchester Kronberg mit Verve und Können. Seine Visitenkarte überreichte das Orchester jedoch bei dem Eingangsstück, Benjamin Brittens Simple Symphonie, das es mit viel Witz und Virtuosität zum Besten gaben. Vor allem beim Playful Pizzicato mit seinem schwindelerregenden Tempo hätte der eine oder andere im Publikum bestimmt gerne außer der Reihe applaudiert. Eine Zugabe durfte nach dieser musikalischen Darbietung nicht fehlen, und so erklang noch einmal das Scherzo aus der Schweizer Sinfonie und entließ ein begeistertes Publikum in den Abend.

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