Herausragend und voller Lebensfreude: Das Preisträgerkonzert des Lions-Musikwettbewerbs 2010

Kronberg (ha) - Während draußen die Besucher des Erdbeerfestes durch die Kronberger Gassen strömten und kein Parkplatz im Ort zu bekommen war, bereiteten sich in der evangelischen Johanniskirche die Musiker des Neuen Orchesters Kronberg auf ein anspruchsvolles Konzert vor. Der Lions Club Hochtaunus hatte zum diesjährigen "Preisträgerkonzert Trompete" in die bis auf den letzten Platz gefüllte Kirche geladen.

"Der Wettbewerb wird an allen deutschen Musikhochschulen ausgeschrieben und findet seit 1994 regelmäßig statt", erklärt Lionsmitglied Dr. Ulrich Skubella, unermüdlicher Organisator und treibende Kraft des Musikwettstreits. "Die Soloinstrumente wechseln dabei jedes Mal" fügt Skubella hinzu und lobt die Arbeit der hochkarätig besetzten Jury, die dieses Jahr unter dem Vorsitz der Solooboistin Sabine Nobis vom Kassler Staatsorchester Anfang Mai getagt hatte. Gemeinsam mit vier Professoren der Musikhochschulen Frankfurt, Stuttgart und Kassel wurden in drei Durchgängen die Preisträger gekürt, wobei sich die Jury nicht für einen ersten Preis entscheiden mochte, denn die beiden jungen Trompeter, Miroslav Petkov, 1989 in Bulgarien geboren und der Schweizer Philipp Hutter, Jahrgang 1986, spielten, jeder auf seine Weise, herausragend. So haben sich die beiden Musiker, die in Detmold gemeinsam studieren und privat gut befreundet sind, das Preisgeld von 10.000 Euro gern geteilt und wollen es nach eigenem Bekunden in weitere Trompeten anlegen.

Mit dem Neuen Orchester Kronberg unter der Leitung von Karl-Christoph Neumann, im Hauptberuf übrigens Oberstudienrat an der Altkönigschule, hat der Lions-Musikwettbewerb einen kongenialen Partner gefunden, um die Soloinstrumente angemessen zu begleiten. Das Streichorchester besteht seit 1984 und setzt sich aus hochmotivierten Laien und engagierten Musikpädagogen zusammen, die schon mehrfach in deutschlandweiten Wettbewerben zweite Preise gewonnen haben. Hansjörg Urbach, Kontrabassist und Orchestermitglied der ersten Stunde ist das gemeinnützige Lionskonzert sehr ans Herz gewachsen und hofft, dass diese Tradition noch lange fortgeführt wird. "In vierzehntägigen Proben haben wir uns seit Mai auf den heutigen Tag vorbereitet", doch bedauert er: "Leider haben wir in der Stadt des Cellos noch zu wenig Cellisten im Orchester. Über zwei weitere Streicher würden wir uns sehr freuen".

Das Programm des Nachmittags umfasst Werke des Barock und der Wiener Klassik. Gleich zu Beginn überrascht das Orchester mit zwei Werken Bachs für Klavier, die Elisabeth Neumann-Beuerle für das Kronberger Streichorchester adaptiert hatte. Ein weiterer Höhepunkt ist zweifellos die Aufführung der "Prager Sinfonie" von Wolfgang Amadeus Mozart, benannt nach dem Ort der Uraufführung, die das Orchester gemeinsam mit Bläsern und dem Schlagwerk der Frankfurter Hochschule für Musik in kontraststarker musikalischer Präzision ausführt. Die hohe Konzentration übertrug sich auch auf die jüngsten Besucher, die vorbildlich leise dem Konzert folgten.

In einer kurzen Ansprache zur Preisverleihung hob Dr. Jens Schulz, Distrikt-Governor der hessischen Lionsclubs besonders die Freude am gemeinsamen Musizieren hervor, die er in den Auswahlkonzerten bei den Musikern gespürt hatte.

Miroslav Petkov begeisterte das Publikum mit zwei Sätzen aus dem "Konzert für Trompete und Orchester in D-Dur", des deutschen Barockkomponisten Johann Friedrich Fasch derartig, dass Neumann den erschöpften Trompeter sogleich für eine Zugabe auf die Bühne zurückholte. Philipp Hutter, erst kürzlich im Berliner Kammermusiksaal mit dem Publikumspreis ausgezeichnet und inzwischen Solotrompeter des Luzerner Sinfonieorchesters spielte mit Joseph Haydns "Konzert in Es für Trompete und Orchester" ein bahnbrechendes Werk der Musikgeschichte. Haydn hatte sein einziges Trompetenkonzert der Erfindung der Klappentrompete gewidmet, mit der es erstmals möglich war, neben den Naturtönen auch melodisch zu spielen. Philipp Hutter dankte für den heftigen Beifall mit einer Zugabe der Extraklasse. Die Fußballweltmeisterschaft im Hinterkopf improvisierte er mit seinem Kollegen spontan die Melodie des Stadiongesangs: "Ole, ole, ole..." zu einem mitreißenden Jazzarrangement. Die Kirche bebte.

Zwar hätte der Nachmittag mit diesem Erlebnis enden können, aber Dirigent Neumann wollte das mit Bach begonnene Konzert auch mit Bach beenden und schickte nun die "Orchester - Suite Nr. 4 D-Dur in fünf Sätzen" hinterher. Bravourös gelang es dem gesamten Orchester, unterstützt von beiden Preisträgern, das hohe musikalische Niveau bis zum Schluss zu halten und die Freude an der Musik in reine Lebensfreude zu verwandeln.

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